Wenn, dann kurz
Brief 25
Es gibt diese Momente, die uns komplett aus dem Takt bringen, nicht wahr?
Ein Satz, ein Blick, eine Überraschung, die man sich anders gewünscht hätte. Und plötzlich rutscht die eigene Stimmung irgendwo ins Palumpelnde hinunter. Manchmal schleichend, manchmal abrupt.
Ich erwisch mich dabei immer wieder. Völlig bekloppt. Inzwischen hab ich gelernt, dass es sich meist nur um ein Missverständnis handelt. Der Mensch, der da grad irgendwie doof ist, war in Gedanken ganz woanders und was er sagte oder tat, hatte gar nix mit mir zu tun.
Früher hab ich immer gedacht, dass ich es irgendwie schaffen müsste, dass mir das nicht passiert. Dass ich so voll „ohmmm-„mässig über den Blicken und Aussagen der Leutchen stehen müsste. Dass das mein Ziel ist. Aber, wie wir gelernt haben, ist das Gehirn dafür gar nicht ausgelegt. Eine Art „innere Obacht“ scheint da oben im Stübchen durch zigtausende Jahre antrainiert worden zu sein, denn es haben nun mal nur die Vorfahren überlebt, die eine gewisse Vorsicht an den Tag gelegt haben.
Also geht es für mich nicht mehr darum, OB das passiert… das mit dem „kurz mal Palumpeln“, weil jemand komisch war, sondern WIE LANGE ich im Palumpeln bleibe. Und das will ich dir heute mal nahe legen.
In der Psychologie nennen sie das „emotionale Erholungszeit“. Also die Zeitspanne, die wir brauchen, um nach einem inneren Stolperstein wieder in einen stabileren Zustand zurückzufinden. Und, wie so vieles im Gehirn, ist diese Spanne erstaunlich trainierbar. Denn es handelt sich um eine Fähigkeit.
Forscher der Yale University konnten zeigen, dass Menschen, die bewusst auf ihre „Regulationszeit“ achten, langfristig weniger Stress empfinden, seltener Grübelschleifen entwickeln und schneller wieder lösungsorientiert denken. Das liegt daran, dass das Gehirn bei jeder gelungenen Rückkehr in einen ruhigeren Zustand neue Verknüpfungen bildet, die beim nächsten Mal den Weg abkürzen. Wie ein kleiner mentaler Trampelpfad.
Das heißt:
Es geht nicht darum, immer Gute Laune zu haben.
Sondern den Weg zurück finden und zwar etwas schneller als gestern.
Vielleicht kennst du diese innere Stimme, die nach einem blöden Moment gerne ein ganzes Drama plant. „Jetzt ist alles doof.“ „Das krieg ich nie hin.“ „Der Himmel fällt mir auf den Kopf.“
Manchmal reicht es schon, diese Stimme kurz mal mit Humor zu unterbrechen.
Der Trommler und ich, wir sagen dann immer einmal laut UELZEN. Keine Ahnung, wo das herkommt. Wahrscheinlich haben wir in Uelzen gespielt.
Völlig egal. Aber es hilft. Such dir eine Art Codewort. Je blöder, desto besser.
Meinetwegen sag auch Uelzen.
Und dann denk daran:
Du musst nicht sofort fröhlich sein.
Du brauchst keinen Optimismus auf Knopfdruck.
Es geht nur um die Frage:
Wie viel Zeit gönnst du dir, um in der schlechten Stimmung zu bleiben?
Eine Minute? Zehn? Eine Nacht?
Manchmal ist das völlig in Ordnung. Aber es fühlt sich unglaublich gut an, wenn man merkt: Ah, ich kann den Rückweg steuern. Ich kann entscheiden, wann ich wieder auftauche.
Vielleicht probierst du es heute aus.
Wenn irgendwas kneift oder sich querstellt, dann sag dir:
„Okay. Ich bin jetzt kurz hier unten, wo es doof ist. Aber nicht für lange. Uelzen.“
Und dann mach einen kleinen Schritt. Den ersten. Den unscheinbaren. Den, der dir beweist: Dein System kann sich schneller erholen, als du denkst.
Ich wünsch dir heute schnelle Rückwege, kurze Tiefs und den Mut, dich wieder aufzurichten, auch wenn es nur ein Millimeter ist. Am Ende sollte kein anderer Mensch Macht über deine Gute Laune haben!!
Bis zum nächsten Mal.
Ich drück dich,
Deine Jeanine
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Sag es laut. Und nimm den Rückweg zur Guten Laune!
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