Beim Betrachten vom ein oder anderen Kartoffelklaus würde ein Außerirdischer, der gerade auf unserem Planeten gelandet ist, wohl ziemlich oft annehmen, dass wir Menschen Muffensausen vor dem eigenen Denken haben.

Genauer gesagt: Vor dem bewusst denken.

Noch genauer gesagt: Von dem bewusst denken von mal was Neuem.

Dabei ist das total prima.

Wenn man etwas Neues denkt, etwas Neues lernt, etwas Neues erlebt, was man vorher noch nicht wusste, gemacht hat oder erfahren durfte, dann ist das, als ob jemand im Kopf ein Fenster aufmacht. Plötzlich ist da mehr Luft.

Als ob sich etwas neu sortiert. Kennst du das?

Manchmal hab ich das Gefühl, ich kann direkt spüren, wie sich neue Synapsen bilden, wenn ich etwas Neues lerne. Was Neues zu lernen, egal ob’s ein Rezept, ein Instrument oder ein ungewöhnlicher Gedanke ist, tut nicht nur dem Hirn gut. Es tut dem ganzen System gut. Also auch dem Herz. Und der Guten Laune sowieso.

Das sagen nicht nur meine eigenen Erfahrungen, auch die Wissenschaft bestätigt das: Wenn wir uns mit etwas Neuem beschäftigen, wird das sogenannte „Neuroplastizitäts-Netzwerk“ aktiviert. Das ist der Teil im Gehirn, der Veränderungen ermöglicht. Die Synapsen funken aktiver, neue Verbindungen entstehen. Und je öfter wir das machen, desto flexibler bleibt unser Denkapparat. Wie ein inneres Trampolin. Je besser gespannt, desto leichter die Sprünge.

Außerdem wird beim Lernen Dopamin ausgeschüttet. Unser körpereigener Motivationssaft. Das ist das Zeug, das dafür sorgt, dass wir Lust haben, weiterzumachen. Und wenn wir etwas schaffen, was wir vorher noch nicht konnten, gibt es nochmal einen extra Schluck davon. Kein Wunder, dass wir uns danach oft besser fühlen als vorher.

Ich glaube, das Schönste daran ist: Neues Lernen ist ein stilles Ja zum Leben. Es sagt: Ich bin offen. Ich bin neugierig. Ich bin bereit, mich zu bewegen… innerlich und äußerlich. Und das macht uns auf eine feine Weise lebendig.

Es tut gut.

Gestern waren wir zum Beispiel DEN GANZEN TAG am Warten. Unser Klopsi war zur Durchsicht. Alles gut. Nix Schlimmes. Nur Routine. Aber da wir ja in unserem Camper wohnen, mussten wir uns quasi den Tag selbst mal plötzlich „ausquartieren“. Wir waren den Tag lang wie abgestellt und nicht abgeholt. Gleichzeitig mussten wir „auf Abruf“ bleiben und konnten jetzt keine kleine spontane Wanderung unternehmen. Also saßen wir den ganzen Tag an einem Plätzle fest, was nicht besonders viel zu bieten hatte. Immerhin Kaffee. Und Brötchen. Aber beides schmeckte wie aus Pappe. Da fährt das Gehirn von ganz alleine runter. Nach gefühlten hunderte Stunden wird mir das aber doch zu viel Nichst-Tun. Ein wenig Aktion fühlt sich da dann irgendwann doch ganz gut an.

Also hab ich „was Neues“ gelernt. Bewusst.

Verblüffenderweise über Neandertaler. Das tut jetzt zwar nix zur Sache, aber das Thema war halt grad dran. Ich hab mir seit ein paar Wochen vorgenommen, die Zeit vom Urknall bis heute mal ein wenig mehr zu verstehen. Auf die lieben Menschlein bezogen. Und da das ein scheinbar unendliches Thema ist, gibt’s da immer was zu lernen. Ich bin erst bei den Neandertalern. Also hab ich noch viel Luft nach oben!! Prima.

Und während des stundenlangen Nichtstuns gestern ist mir besonders klar geworden, wie gut es tut, immer ein Thema in petto zu haben, mit dem ich mein Gehirn ein wenig lüften kann. Denn auch wenn man „neue Info“ reinpackt, scheint die „gesamte Info“ plötzlich fluffiger, die man da oben so abgespeichert hat. Es ist wie Magie.

Und da ist es egal, ob ich „neue Fakten“ feiere, „neue Taten“ tue oder „neue Gefühle“ fühl.

Probier das doch einfach mal aus:

Vielleicht magst du dir heute mal was Neues schenken. Es muss nicht groß sein. Nur ein kleiner Gedanke, ein Wort, ein Versuch. Vielleicht ein anderes, neues Lied hören. Oder eine neue Perspektive auf etwas Altes. Hauptsache, es ist echt. Neu. Und deins.

Ich wünsch dir ganz viel Spaß mit der frischen Luft, die da oben durch deine Synapsen weht!

Bis zum nächsten Mal.

Ich drück dich,

Deine Jeanine