Dein Einkaufswagen
Brief 15
Ist das Leben nicht manchmal wie ein riesiger Einkaufsladen?
Ab und an kommt mir das wirklich so vor. Es scheint mir, als ob wir alle jeden Morgen einen neuen, leeren Wagen bekommen. Und mit dem schlendern wir dann durch unseren eigenen Lebensladen. Allerdings ohne Einkaufszettel.
Auf der einen Seite packt das Leben selbst so manche Dinge hinein. Die merkwürdigsten Erlebnisse scheinen sich ganz ohne unser Zutun zu stapeln.
Und auf der anderen Seite füllen wir den Einkaufswagen auch selbst.
Da kommen Gedanken rein. Gefühle. Handlungen.
Wie durch Zauberhand wird es immer mehr.
Und mir ist aufgefallen, dass am Ende des Tages die Menschen recht unterschiedlich bestückte Wägen vor sich herschieben.
Je fluffiger der Wagen am Tag so daherkommt, desto fröhlicher scheint mir der dazugehörige Mensch. Selbst abends noch.
Man merkt das ja selber: Wenn man den ganzen Tag lang nur Ängste und Sorgen aufeinanderstapelt, dann wird der Wagen immer schwerer und lässt sich immer kniffeliger hantieren.
Er fängt an zu quietschen. Er fängt an zu murren.
Tja… ich hab mich schon als Kind gefragt:
Was machen diese Menschen, die abends noch fröhlich sind, eigentlich anders als die grummeligen Kartoffelkläuse?
Es stellt sich raus, dass sie vor allem zwei sehr wirksame Strategien benutzen:
Zum einen nutzen sie die Kunst des Bewusstseins.
Sie schauen immer mal wieder am Tag in ihren Einkaufswagen und observieren ohne zu bewerten, was da so im Korb gelandet ist.
Denn: Dass auch mal stinkender Gammelkäse drin auftaucht, bleibt auch bei diesen Menschen nicht aus.
Nur machen die bewussten Menschen etwas anderes damit als die Kartoffelkläuse:
Sie wissen, dass man nicht unbedingt kontrollieren kann, „wie“ man sich fühlt, aber sehr wohl, „wie“ man auf seine Gefühle reagiert! Ein großer Unterschied.
Dafür braucht man Bewusstsein.
Und wenn man diese erste Strategie des „In-den-Wagen-Guckens“ immer mal wieder am Tag nutzt, dann stellt man fest, dass da halt auch mal was drin liegt, was man da gar nicht haben will.
Zum Beispiel Gammelkäse.
Der bringt einem gar nix.
Und hier kommt die zweite Strategie ins Spiel:
Humor.
Das eigene Augenzwinkern, ein freundliches inneres Schmunzeln…
Diese Fähigkeit, nicht alles bitterernst zu nehmen – vor allem sich selbst und den Augenblick, in dem man sich gerade befindet – lässt sich prima nutzen. Denn sie schenkt uns eine Wahl.
Die Wahl, das, was einem im Einkaufswagen nicht gefällt, auch mal ins Regal zurückzustellen.
Ohne großes Aufsehen. Einfach zurück damit. Und loslassen.
Mit Humor kann man alles „anders“ sehen.
Jedes Gefühl, jeder Gedanke und jede Situation bekommt eine Nuance mehr Leichtigkeit, wenn du begreifst, dass du in jedem Augenblick etwas Lustiges, etwas Humorvolles darin finden kannst.
Auch wenn es mal doof ist.
Auch wenn es so scheint, als ob hier grad mal gar nix lustig ist.
Jeder Augenblick wird von jedem von uns anders wahrgenommen.
Das bedeutet: Es gibt immer verschiedene Arten und Weisen, einen beliebigen Moment zu erleben.
Und das wiederum weist darauf hin, dass wir einem doofen Augenblick nicht ausgeliefert sind.
Wir „müssen“ ihn nicht als doof empfinden.
Wir haben die Wahl.
Nimm Humor. Und sieh den Moment ein wenig leichter.
Stell den doofen Aspekt des Augenblicks ins Regal zurück.
Und schieb deinen Korb mit einem Lächeln weiter.
Das muss man manchmal ein wenig üben. Das geb ich zu.
Aber das Schöne ist: Das Leben ist großzügig.
Es lässt dich üben. Jeden Tag.
Mit einem neuen, leeren Wagen.
Und vielleicht packst du morgen als Erstes ein kleines bisschen Leichtigkeit hinein.
Gleich am Anfang des Tages.
Und ein Lächeln.
Da schiebt sich so ein Wagen viel leichter.
Bis zum nächsten Mal.
Ich drück dich,
Deine Jeanine
Guck dir deinen Wagen an und...
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... leg auch mal was zurück ins Regal!
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Du hast immer die Wahl.
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