Dein zukünftiges Selbst

Brief 10

Muss man nicht angeblich auch mal über diesen berühmten Tellerrand hinausgucken?

Der Typ von dem ich den heutigen Tipp hab, war jedenfalls total abgefahren. Der Trommler und ich, wir gucken uns ja ganz gern mal Podcasts an, die entweder inspirierend sind, bei denen man irgendwas lernt oder die eine Materie ansprechen, mit der man noch so gar nix zu tun hatte. Und da sind wir letztens mal bei einem Ex-CIA-Agenten gelandet. Ach du grüne Neune, dacht ich mir nach den ersten paar Minuten der Sendung: Bringt mir das jetzt was?

So ein ehemaliger Spion hat ja doch eine ganz andere Präsenz als eine Gute-Laune-Harfenistin. Man konnte da glatt den Eindruck bekommen, dass der optisch recht quadratische Mann auf der einen Seite komplett kontrolliert und auf der anderen Seite komplett kontrollierend ist. Das Motto: „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser.“ war wahrlich nicht seins. Von Vertrauen hatte der wohl noch nix groß in seinem Leben integriert. Kontrolle schien hingegen eines seiner Lieblingswörter.

Aber dennoch kann man, solange das Gegenüber wenigstens eine gewisse Intelligenz an den Tag legt, immer etwas von demjenigen lernen. Davon bin ich überzeugt. Von emotionaler Intelligenz war hier nicht viel vorhanden, aber ein helles Köpfchen hatte er natürlich schon alleine berufsbedingt.

Er hat viele prima Sachen gesagt.

Die meisten brauch ich in meinem Leben nicht.

Aber eine seiner Lebenseinstellungen ist hängen geblieben: Handle genau jetzt so, dass dein zukünftiges Selbst sich später freuen wird.

Das war ganz interessant, denn ich hab es die letzten Tage mal ausprobiert und muss betonen, dass dieser Grundgedanke eine sehr motivierende Wirkung haben kann. Deshalb erzähl ich dir heute mal davon.

Also… denk in diesem Augenblick, in dem du das hier liest, an eine Sache, bei der dir die innere Motivation fehlt. Irgendwas, was du eigentlich gerne als Gewohnheit in dein Leben basteln würdest, bei der aber die Faulheit dann doch irgendwie immer siegt.

Hast du was?

Zur besseren Erklärung nehm ich mal ein Beispiel aus meinem eigenen Leben, anhand dessen wir das hier aufdröseln können. Hmmmm… nehmen wir mal das Dilemma mit den spanischen Vokabeln. Du meine Güte! Da kann einem schon mal die Motivation flöten gehen! Jeden Tag Vokabeln lernen?!? Wie furchtbar… das erinnert mich immer an den gruseligen Lateinunterricht früher in der Schule. Diese fürchterliche Sekunde, in der der eigene Name aufgerufen wurde, man sich nach vorn vor die ganze Klasse stellen musste um dann zehn Minuten lang in die verzweifelten Gesichter zu schauen. Die Klassenkameraden hätten einem so gerne die Übersetzungen der langweiligen Lateinworte verraten. Es gab jedoch schlichtweg keine Möglichkeit zum Schummeln bei dem strengen Herrn Grabig.

Nun denn… mit Latein hab ich nix mehr am Hut, aber spanisch würd ich schon ganz gern fließend sprechen. Von jeglichem Fluss bin ich allerdings noch weit entfernt. Um da näher ranzukommen, nutze ich aber nun seit ein paar Tagen die Taktik dieses CIA-Spy-Kolosses: Jeden Morgen (JEDEN MORGEN!!!) stell ich mir kurz vor – da reichen ein paar Sekunden – wie dankbar ich in der Zukunft sein werd, dass ich in der Vergangenheit JEDEN MORGEN mindestens ein neues Wort gelernt hab.

Dieses kleine Müh an Motivation, diese Vorstellung von meinem glücklichen Gefühl, was ich dann haben werde, ist enorm. Das kann man nur mit Ausprobieren erleben. Hätte ich nicht gedacht. Hat mich aber überzeugt.

Wie immer kann ich dir das nur empfehlen… machen musst du es selber. Aber es ist vor allem wirklich hilfreich bei so Sachen, die im Prinzip niemand anderen interessieren, als dich selbst. Hans Wurst ist es egal, ob ich jeden Tag ein Wort lern. Hans Wurst ist es auch piepe, wie es in meiner Bude aussieht. Aber mir nicht. Nehmen wir also noch ein zweites Beispiel:

Es ist schön, in ein Zimmer zu kommen, wenn es einladend wirkt. Wenn da alles ordentlich und sauber ist. Keine Frage. Vor allem, wenn es das eigene ist. Aber dafür muss man das Zimmer beim Verlassen sauber und ordentlich hinterlassen. Für das zukünftige Selbst. Wenn ich mir vorstelle, wie ich mich morgens freuen werd, wenn ich in mein Lieblingszimmer komme, dann ist es viiiiiiiel leichter, es abends ordentlich vorzubereiten. „Ach das räum ich morgen weg!“ ergibt sich dann gar nicht… Dieses schöne frische morgendliche „Es ist ein neuer Tag!“- Gefühl, kombiniert mit „Chakka, heut start ich durch!“ und „Ach, ist das schön bei mir zu Hause!“, ist für mich persönlich eine gute Kombi. Das Erleben davon ist nur möglich, wenn ich meinem zukünftigen Selbst abends schon den Gefallen tu, dass ich das Lieblingszimmer für diesen kleinen schönen Moment morgens bereit mache.

Hans Wurst ist das egal, ob ich in einer Rumpelbude hause. Aber MEIN Gefühl für den ganzen Tag wird dadurch bestimmt.

Was meinst du? Schwebt dir schon eine Sache, klein oder groß, vor, bei der du das gerne mal ausprobieren möchtest? In welchem Moment würde sich dein zukünftiges Selbst über eine nette Geste aus deiner Vergangenheit freuen?

Tu ihm oder ihr den Gefallen und handle heute schon so, damit du dich morgen wohl fühlst.

Und wenn dann der Moment kommt, wo du das genießen kannst, was auch immer du da für dich selbst vorbereitet hast, dann nimm das als Motivation, um gleich noch eine schöne Sache für dich irgendwo in der Zukunft in Gang zu setzen.

Stell dir einfach immer mal wieder die Frage: Worüber würde ich mich in der Zukunft freuen?

Ich wünsch dir heute und in den Momenten, die erst kommen werden, wunderbare schöne erfüllende Erfahrungen! Auf dass du heute schon den Samen für die Früchte deines zukünftigen Selbst setzt!

Bis zum nächsten Mal.

Ich drück dich,

Deine Jeanine

Worüber würdest du dich morgen freuen?

Was kannst du dafür heut schon vorbereiten?

Geh den Schritt und sorg für dein Selbst von morgen!

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Und freu dich zwei Mal! Heute und in der Zukunft…

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