Mal sanft sein
Brief 14
Kennst du das Gefühl, dass die Welt manchmal ein bisschen zu viel Power hat?
Nicht nur optisch, sondern auch mental. Da wird gekämpft. Da wird durchgehalten. Da wird angepackt. Es gibt Pläne, To-do-Listen und Deadlines. „Man muss sich halt durchbeißen“, sagt man. „Komm schon, reiß dich zusammen!“ Oder auch der schlimmste Satz von allen: „Du musst einfach mal stark sein.“
Ich weiß nicht, wie’s dir geht… aber ich hab gelernt:
Starksein hat manchmal gar nix mit „Reiß dich zusammen“ zu tun.
Manchmal hat es eher was mit „Lass dich mal kurz ein bisschen fallen“ zu tun.
Nicht aufgeben – aber ausatmen.
Nicht zusammenreißen – sondern ankommen. Bei sich selbst.
Was man oft vergisst: Unser Nervensystem – dieses faszinierende, feine, uralte Ding in uns – reagiert nicht auf Leistungsparolen. Es reagiert auf Sicherheit. Auf echte Nähe. Auf langsames Atmen. Auf eine köstliche Tasse Tee mit beiden Händen gehalten. Auf Wärme. Auf kleine, leise Momente.
Und das ist nicht esoterisches Geschwafel. Das ist Biologie.
Sanftsein aktiviert den sogenannten ventralen Vagusnerv – der Teil unseres Nervensystems, der für Ruhe, Verbindung, Verdauung, Regeneration und echten Kontakt steht.
Wenn wir uns sicher fühlen – innerlich wie äußerlich – schaltet unser Körper um: von „Angriff oder Flucht“ auf „Ankommen und wachsen“.
Die Herzfrequenz beruhigt sich.
Das Immunsystem macht seinen wichtigen Job viel besser.
Die Stimme wird weicher.
Die Gedanken auch.
Der Vagusnerv ist der längste Nerv unseres parasympathischen Nervensystems – und er hat ordentlich was zu tun: Er verbindet Gehirn, Herz, Lunge, Magen und viele andere Organe miteinander. Wenn er aktiv ist, schaltet der Körper in den „Ruhig-Modus“.
Es gibt sogar eine prima Theorie dazu: die Polyvagal-Theorie (entwickelt vom US-Forscher Stephen Porges). Sie beschreibt, wie genau dieser Nerv zwischen drei Zuständen hin- und herschaltet:
1. Kampf/Flucht
2. Erstarrung/Rückzug
3. Verbundenheit/Sicherheit
Letzteres ist der Zustand, in dem Heilung, Kreativität und echte Freude möglich werden – und genau da bringt dich Sanftheit hin.
Plötzlich merkt man nämlich: Ach so fühlt sich also „ganz da“ an.
Sanftheit ist also keine Schwäche. Sanftheit ist eine Superkraft. Sie braucht Mut. Und manchmal auch Übung. Denn wir sind es nicht gewohnt, so mit uns zu sprechen. Wir sind es gewohnt, hart zu sein. Diszipliniert. Streng. Das typische „Durchhalten“ eben.
Sanftheit hat eine große Schwester. Sie heißt Geduld.
Und wenn du die beiden einlädst, dann wirst du merken: Die beiden sind leise Gäste. Aber sie bringen Frieden mit.
Also… falls heute einer dieser Tage ist, an dem du denkst, du müsstest mehr leisten, besser sein, schneller reagieren oder irgendwas aushalten, was sich nicht gut anfühlt: Probier mal das Gegenteil.
Sei sanft.
Mit dir.
Mit deinen Gedanken.
Mit dem Moment.
Mach eine Pause.
Guck in den Himmel.
Hör auf deinen Herzschlag.
Und sei einfach mal genau so, wie du bist.
Denn stark sein heißt nicht, dass man immer durchzieht.
Stark sein heißt manchmal:
Ich bleib heute bei mir.
Ich wünsch dir viel Freude beim Erfahren von dieser ganz besonderen Stimmung in dir…
Bis zum nächsten Mal.
Ich drück dich,
Deine Jeanine
Denk mal drüber nach:
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Sanft ist kein Gegenteil von stark!
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Es ist das Zuhause davon.
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